Zur Überprüfung der Wirksamkeit werden neben einer umfassenden Demenzdiagnostik zu vier Messzeitpunkten eine strukturierte Fremdbeobachtung sowie eine Speichelanalyse (Alpha-Amylase-Analyse) der Studienteilnehmenden eingesetzt. Für die Untersuchung wurden 130 Pflegebedürftige in fünf Pflegeheimen in Thüringen gewonnen.
Musikangebote gut in den Pflegealltag integrierbar
Von den Teilnehmenden weisen 59 Prozent eine schwere Demenz, 24 Prozent eine mittlere und nur 17 Prozent eine leichte Demenz auf. Während die Teilnehmenden der Kontrollgruppe die gewohnten Angebote erhielten, hörten diejenigen der Interventionsgruppe über sechs Wochen hinweg jeden zweiten Tag für 20 Minuten ihre Lieblingsmusik. Hierbei wurden sie von Mitarbeitenden des Projekts bzw. des Heims, ihren Angehörigen oder ehrenamtlichen Kräften begleitet. Als Zwischenergebnis der Untersuchung zeigte sich, dass das Musikangebot gut in den Heim-Alltag zu integrieren ist und eine hohe Akzeptanz bei den Demenzkranken erzielt. Die vom Pflegepersonal formulierten individuellen Ziele für die Teilnehmenden wurden in signifikantem Umfang erreicht. Entsprechend kam beispielsweise eine Teilnehmerin nun häufiger aus ihrem Zimmer in den Aufenthaltsraum, knüpfte mehr Kontakte, war kommunikativer und sang. Die während des Musikhörens erstellten Videoaufnahmen zeigen unterschiedliche Reaktionen auf die Musik: Neben konzentriertem, versunkenem Zuhören sind Selbstöffnung durch die Musik zu erkennen, das Erleben von Genuss und Wohlbefinden sowie geteilte und mitgeteilte Freude.
Das Angebot, regelmäßig die eigene Lieblingsmusik zu hören, kann offenbar einen neuen Weg in der Versorgung Demenzkranker weisen. Wenn es sich in der stationären Pflege als ein praktikables und wirksames Angebot für schwer Demenzkranke erweist, sollte seine Übertragung in die häusliche Versorgung aller demenziell Erkrankten ermöglicht werden.
Nähere Informationen zum Modellprojekt finden Sie hier. (che)