Forschungsprojekt zur Pflegeversicherung

Pflegebedürftigkeit ist kein Schicksal

April 2021

Alter ist nicht mit Pflegebedürftigkeit gleichzusetzen, vielmehr ist der Eintritt in die Pflegebedürftigkeit ein gestaltbarer Prozess. Zu diesem vorläufigen Ergebnis kommt das vom GKV-Spitzenverband geförderte Forschungsprojekt „Gesundheitsverläufe im Alter: Wege in die Pflegebedürftigkeit“. Die Studie wird seit 2018 vom Institut für medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft der Charité Universitätsmedizin Berlin und vom Deutschen Zentrum für Altersfragen durchgeführt.

Für die Pflegebedürftigkeit entscheidend sind im Laufe des Lebens erworbene und für das hohe Alter typische und auch weiterhin veränderbare Einflussfaktoren. So sind unter den Hochaltrigen zwischen 85 und 90 Jahren immerhin 51 % nicht pflegebedürftig. Erst in der Altersgruppe der über 90-Jährigen wächst der Anteil der Pflegebedürftigen auf mehr als 75 % (vgl. Sozialpolitik aktuell). Durch die steigende Lebenserwartung nehmen schließlich auch die mit Pflegebedarf verbrachten Lebensjahre zu.

Einflussfaktoren auf funktionale Gesundheit und Pflegebedürftigkeit

Das Forschungsprojekt führt zwei Perspektiven zusammen: Auf der Grundlage von rund 73.000 Erstbegutachtungen zur Pflegebedürftigkeit des MDK Berlin-Brandenburg wird untersucht, welche Risiko- und Ressourcenkonstellationen mit dem Eintritt in die Pflegebedürftigkeit verbunden sind. Zudem wurden aus den Daten des Deutschen Alterssurvey Faktoren identifiziert, die den Verlauf funktionaler Gesundheit im hohen Lebensalter positiv oder negativ beeinflussen. Als positiv zu nennen sind gute kognitive Fähigkeiten wie etwa Lernen, Erinnern, Planen, Argumentieren, Aufmerksamkeit und Kreativität; Schmerz hingegen beeinträchtigt die funktionale Gesundheit nachhaltig, wobei diese Entwicklung durch gute kognitive Fähigkeiten abgemildert werden kann.

Eine junge und eine ältere Frau mit Rollator gehen vor einer Wohnanlage spazieren

Schließlich ist auch bereits eingetretene Pflegebedürftigkeit kein unveränderbarer Zustand, sondern ein für positive Veränderungen offenes Geschehen: Durch körperliche und geistige Aktivierung kann Pflegebedürftigkeit verringert oder ihr Voranschreiten gebremst werden. Um in Zukunft Pflegebedürftigkeit besser vermeiden oder mindern zu können, müssen Personengruppen mit einem hohen Risiko frühzeitig identifiziert und unterstützt werden. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sollen dazu einen Beitrag leisten. (mar)

Weitere Informationen und Links zu den ersten Publikationen der Studie finden Sie hier.

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