Modellprogramm Pflegeversicherung

Fortschritte und Herausforderungen bei der Einbindung von Pflegeeinrichtungen in die Telematikinfrastruktur

Juli 2022

Im Modellprogramm des GKV-Spitzenverbands zur Einbindung der Pflegeeinrichtungen in die Telematikinfrastruktur (TI) konnten im April 2022 zwei neue Projekte starten. Bundesweit beteiligen sich seit Mai 2021 88 ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen an der Erprobung des sektorenübergreifenden Informationsaustauschs. Ziel ist es, Prozesse in der Versorgung Pflegebedürftiger mithilfe digitaler Anwendungen zu verbessern und effizienter zu organisieren. Für den Erfolg braucht es auch mehr Anstrengungen von Seiten der Leistungserbringer und Rückenwind von Politik und Industrie.

Mit dem Modellprogramm zur Einbindung der Pflegeeinrichtungen in die TI (gemäß § 125 SGB XI) werden bis Ende 2024 zum einen TI-Anwendungen sukzessive implementiert und erprobt, die bereits für die Pflege verfügbar sind. Erste Anwendung ist der Fachdienst „Kommunikation im Medizinwesen“ (KIM). Mit KIM können Pflegeeinrichtungen versorgungsrelevante Daten und Informationen sicher und schnell mit anderen an der pflegerischen und medizinischen Versorgung beteiligten Akteurinnen und Akteuren austauschen.

Künftig auch Erprobung neuer digitaler Anwendungen in der TI

Zum anderen werden im Modellprogramm auch solche digitalen Anwendungen erprobt, die bislang noch nicht gesetzlich vorgesehen sind, aber das Potenzial haben, die Organisation von Versorgungsprozessen zu verbessern. Zwei derartige Projekte nahmen im April 2022 ihre Arbeit auf.

Im Projekt Docs & Care Network tauschen ambulanter Pflegedienst sowie Ärztinnen und Ärzte Vitaldaten und Medikationspläne der Pflegebedürftigen digital über die TI aus. Ziel ist es, Patientendaten häufiger und schneller auszutauschen, um eine Verbesserung der Versorgungsqualität zu erreichen.

Schwerpunkt des Projekts ITiV ist das Entlass- und Überleitungsmanagement. Ein digitaler Versorgungsplan und ein Überleitungsbogen nach einem Krankenhausaufenthalt sollen zwischen allen an der Versorgung beteiligten Akteuren via KIM bzw. behelfsweise über eine im Projekt genutzte Digitalisierungsplattform ausgetauscht werden.

Die Projekte im Modellprogramm werden wissenschaftlich evaluiert, um systematisch Erkenntnisse für die flächendeckende Einbindung zu generieren.

Eine ältere Frau und ein Pfleger schauen auf ein Tablet

Herausforderungen bei der Nutzung von KIM

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt hat sich die Mehrheit der 88 Pflegeeinrichtungen im Modellprogramm technisch an die TI angebunden. Sie werden dabei durch programminterne Online-Veranstaltungen und Informationsschreiben unterstützt. Allerdings nutzen nur wenige Einrichtungen auch die erste TI-Anwendung KIM. Ein Grund sind Schwierigkeiten, Kommunikationspartner zu finden, u. a. weil noch zu wenige Leistungserbringer die Anwendung selbst aktiv nutzen. Eine weitere Hürde stellen ausstehende Software-Updates der Hersteller dar, die notwendig sind, um KIM in die einrichtungsinterne Software zu integrieren.

Beteiligung aller Akteure notwendig

In einem regelmäßigen Austausch mit der gematik, der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und anderen relevanten Akteuren arbeitet der GKV-Spitzenverband darauf hin, zügig Lösungen für (einrichtungsspezifische) Fragen zur TI-Einbindung und –Nutzung zu finden. Denn eine erfolgreiche Nutzung der TI - verbunden mit einer Verbesserung der Versorgungsprozesse - kann erst gelingen, wenn alle beteiligten Akteure aus Versorgung, Politik und Industrie den Prozess aktiv unterstützen.

Weitere Informationen zum Modellprogramm erhalten sie auf der Homepage des GKV-Spitzenverbands. (jwi)

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