Pflegebedürftige in stationären Pflegeeinrichtungen

Corona im Pflegeheim: Kontakt-Beschränkungen problematisch

Dezember 2022

Auf einer Fachtagung des GKV-Spitzenverbandes am 16. November 2022 haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Bestandsaufnahme zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Pflegeeinrichtungen vorgenommen und gemeinsam mit Verbänden aus Pflege, Politik und Verbraucherschutz die Lehren für zukünftige Infektionsgeschehen diskutiert.

So wurden die Ergebnisse der bereits ein halbes Jahr nach Beginn der Pandemie im Jahr 2020 mit Förderung des GKV-Spitzenverbandes gestarteten Studie „Covid-Heim“ von der Charité Berlin und dem Wissenschaftlichen Institut der Ortskrankenkassen (WIdO) vorgestellt und in den Kontext weiterer wissenschaftlicher Studien gestellt. Grundlage der Studie waren zum einen Routinedaten der Krankenkassen im AOK-System und zum anderen eine Primärdatenerhebung in Form anonymer Befragungen von Einrichtungsleitungen und Pflegepersonal.

Die Auswertung der Routinedaten hat ergeben, dass im Erhebungszeitraum (2020 bis 2021) die allgemeinen Sterberaten unter den AOK-Versicherten im Vergleich zu den Vorjahren insbesondere in der zweiten Welle erhöht waren. Während der dritten Welle sank die Sterberate allerdings deutlich unter das Vorjahresniveau, was vermutlich auf die hohen Impfquoten in Pflegeheimen zurückzuführen ist.

Eine ältere Frau mit Mundschutz schaut aus dem Fenster

Soziale Isolation während der Pandemie

Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse insbesondere eins: Viele stationäre Pflegeeinrichtungen waren insbesondere in den ersten zwei Wellen nicht hinreichend vorbereitet, um die Versorgung und den Schutz pflegebedürftiger Menschen vor einer Covid-19-Infektion sicherzustellen.

So bestätigte die Erhebung unter anderem, dass viele Pflegeheime unter den Schutzmaßnahmen nur eine eingeschränkte – auch ärztliche - Versorgung gewährleisten konnten. In bis zu einem Drittel der Pflegeheime gab es phasenweise Defizite bei der hausärztlichen Versorgung. Während der ersten und zweiten Welle im Jahr 2020 wurden teilweise fach- und zahnärztliche Besuche aufgrund der Kontaktbeschränkungen ausgesetzt, noch häufiger konnten physiotherapeutische, ergotherapeutische oder podologische Behandlungen nicht stattfinden. In der Folge kam es zu medizinischen Versorgungsdefiziten – sowohl körperlicher als auch psychischer Natur: Denn durch die Besuchsverbote litten Pflegeheimbewohnende häufig unter Einsamkeit, Rückzug und zunehmender Desorientierung.

Einblicke in die Fachveranstaltung am 16. November 2022

Lehren für die Zukunft

Eine zentrale Forderung der Studienautorinnen und –autoren: Auch unter pandemischen Bedingungen muss die soziale Teilhabe von Pflegeheimbewohnenden so weit wie möglich aufrechterhalten werden. Dies kann beispielsweise durch den gezielten Ausbau digitaler Kontaktpflege gelingen. Insbesondere pflegenden Angehörigen darf zudem trotz hoher Inzidenzen der Zugang zu ihren Verwandten nicht untersagt werden.

Die Studienergebnisse und weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite des GKV-Spitzenverbandes. (brg, mhh)

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