GAmSi-Telegramm

Umsatz- und Verordnungs-Entwicklung bei Blutverdünnern

Dezember 2023

Neue orale Antikoagulantien (NOAK) – im Volksmund auch Blutverdünner genannt - haben inzwischen ein breites Einsatzspektrum. Hohe Verordnungsmengen sowie hohe Preise machen sie zu einem substanziellen Kostenfaktor im Fertigarzneimittelmarkt Deutschlands.

Seit dem Jahr 2019 wird die Tabelle 7 der umsatzstärksten Fertigarzneimittel in den GAmSi-Bundesberichten von Eliquis® angeführt [Bundesbericht_GAmSi_202212_konsolidiert.pdf (gkv-gamsi.de)]. Bei diesem Arzneimittel mit dem Wirkstoff Apixaban handelt es sich um einen Vertreter der NOAK (neue orale Antikoagulantien - auch DOAK (direkte orale Antikoagulantien)). Aktuell gehören zu der Klasse der NOAK die Wirkstoffe Apixaban, Dabigatranetexilat, Edoxaban und Rivaroxaban. Seit ihrer Markteinführung im Jahr 2008 - der erste in Deutschland zugelassene Vertreter war Dabigatranetexilat, Rivaroxaban folgte im gleichen Jahr - hat die medizinische Bedeutung und damit auch die Umsatzentwicklung der NOAK konstant zugenommen.

Anwendungsgebiete ursprünglich begrenzt

Die Vitamin-K-Antagonisten (auch Cumarine oder indirekte Antikoagulantien) wurden als erste Wirkstoffklasse in der Gruppe der oralen Antikoagulantien in den späten 1980er-Jahren zugelassen und umfassen in Deutschland die Wirkstoffe Phenprocoumon und Warfarin. Sie werden eingesetzt zur Prophylaxe und Behandlung von Thrombosen und Embolien sowie zur Langzeitbehandlung nach Herzinfarkten bei erhöhtem Risiko für thromboembolische Ereignisse.

In Abgrenzung hiervon wurde beispielsweise Rivaroxaban als ein Vertreter der NOAK ursprünglich für die Prophylaxe venöser Thromboembolien nach Hüft- oder Kniegelenksersatzoperationen zugelassen. Das zugelassene Anwendungsgebiet wurde nach der Markteinführung um die Prophylaxe von Schlaganfällen und systemischen Embolien sowie um die Prophylaxe und Behandlung von tiefen Venenthrombosen und Lungenembolien erweitert [Xarelto | European Medicines Agency (europa.eu)].

Erweiterte Anwendungsgebiete lassen Verordnungen in die Höhe schnellen

Mit Erweiterung der Anwendungsgebiete und zunehmender Erfahrung im Einsatz der NOAK ist die Menge der verordneten DDD (defined daily dose) über die Jahre stark gewachsen. Waren es im Jahr 2012 noch ca. 42 Millionen verordnete DDD, sind es im Jahr 2022 bereits knapp 793 Millionen DDD. Ein Grund hierfür kann im abweichenden Wirkmechanismus der NOAK im Vergleich mit den Vitamin-K-Antagonisten liegen. Es lässt sich insbesondere ein Trend zur vermehrten Verordnung von NOAK gegenüber der Verordnung von Vitamin-K-Antagonisten beobachten.

Der starke Anstieg verordneter DDD der NOAK schlägt sich folgerichtig auch im Bruttoumsatz der Fertigarzneimittel nieder. Der Gesamtumsatz aller oralen Antikoagulantien in der vertragsärztlichen Versorgung der GKV (NOAK und Vitamin-K-Antagonisten) betrug im Jahr 2012 etwa 215 Millionen Euro, im Jahr 2022 aber schon 2,57 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Anteil von rund 5,7 Prozent des Gesamt-Fertigarzneimittelumsatzes [Bundesbericht_GAmSi_202212_konsolidiert.pdf (gkv-gamsi.de)]. Die NOAK machen dabei den allergrößten Teil dieses Umsatzes aus. Insgesamt nimmt die Bedeutung der Vitamin-K-Antagonisten sowohl hinsichtlich der Anzahl abgegebener DDD als auch der Kosten kontinuierlich ab. Die relative Verschiebung ist beim Bruttoumsatz im Jahr 2022 bereits so weit, dass die NOAK über 99 Prozent des Gesamtumsatzes bei oralen Antikoagulantien ausmachen:

Das Bild ist ein Balkendiagramm. Darauf dargestellt ist die defined daily dose, abgekürzt DDD, bestimmter Fertigarzneimittel zwischen 2012 und 2022.
Das Bild ist eine Balkengrafik. Darauf wird der Bruttoumsatz bestimmter Fertigarzneimittel zwischen 2012 und 2022 dargestellt.

Für das Jahr 2023 deutet sich eine Fortsetzung dieser Trends sowohl bei der DDD-Abgabemenge als auch beim Kostenwachstum an.

Wei­te­re er­gän­zen­de in­ter­ak­ti­ve Gra­fi­ken und Ta­bel­len z. B. zu Ver­si­cher­ten­zah­len und zum Ver­ord­nungs­ge­sche­hen im Fer­tig­arz­nei­mit­tel­markt fin­den Sie auch un­ter www.gkv-gamsi.de. (seu/​awu)

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