Europa

Arzneimittelstrategie der Europäischen Union

August 2020

Die Europäische Kommission hat am 3. Juni 2020 einen Fahrplan für eine europäische Arzneimittelstrategie vorgelegt. Darin identifiziert Sie eine Reihe von Herausforderungen: Dazu gehört die starke globale Verflechtung der Arzneimittelproduktion und damit die Abhängigkeit Europas von weltweit funktionierenden Produktions- und Lieferketten.

Auch Arzneimittelengpässe, die beispielsweise durch unternehmerische Entscheidungen der Hersteller, Produktionsprobleme oder Produktrücknahmen verursacht werden können, seien europaweit eine zunehmende Herausforderung. Innovationen in diesem Sektor entsprächen ebenfalls nicht immer den Bedarfen der Gesundheitssysteme. Neuartige antimikrobielle Mittel oder Therapien für Demenz würden wegen fehlender wissenschaftlicher Erkenntnisse oder mangels unternehmerischen Interesses der Industrie nicht entwickelt, so die EU-Kommission.

Strategie soll Arzneimittelangebot in der EU sichern

Die neue Strategie soll sicherstellen, dass es in Europa ein bedarfsdeckendes Angebot an sicheren und bezahlbaren Arzneimitteln gibt. Gleichzeitig soll sie der europäischen Pharmaindustrie ermöglichen, weiterhin eine weltweite Führungsrolle einzunehmen und innovativ zu sein. Die EU möchte eine strategische Unabhängigkeit von anderen Weltregionen erreichen und die Produktion wirtschaftlich und ökologisch nachhaltig gestalten. Die finanzielle Stabilität der Gesundheitssysteme nimmt die Europäische Kommission dabei ebenfalls in den Blick.

Als Teil der Strategie sollen die Gesetzgebung zu Arzneimitteln für seltene Erkrankungen und Kinderarzneimittel sowie die Gebührenordnung der Europäischen Arzneimittelagentur EMA überarbeitet werden. Auch eine grundsätzliche Überprüfung der bestehenden Arzneimittelgesetzgebung ist geplant.

Gespräch mit der Gesundheitskommissarin

Die Deutsche Sozialversicherung und die Platform der europäischen Sozialversicherer (ESIP) haben sich mit eigene Positionen in die Debatte eingebracht und diese unter anderem mit der EU-Kommissarin für Gesundheit, Stella Kyriakides, diskutiert. Dabei legen sie nicht nur Wert auf die Sicherung der Arzneimittelversorgung durch diversifizierte Produktions- und Lieferketten, sondern auch auf mehr Transparenz. Eine verpflichtende europaweite Meldung über Lieferengpässe und deren Ursachen ermögliche es, Engpässe kurzfristig auszugleichen und längerfristig zielgerichtete Maßnahmen zu ergreifen.

Tweet der EU-Kommissarin für Gesundheit, Stella Kyriakides, die über ihr Gespräch mit der Deutschen Sozialversicherung und der Platform der europäischen Sozialversicherer (ESIP) berichtet

Stella Kyriakides berichtet auf Twitter über ihr Gespräch mit der Deutschen Sozialversicherung und der Platform der europäischen Sozialversicherer (ESIP)

Ein Schwerpunkt der deutschen EU-Ratspräsidentschaft

Zum Auftakt der EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands haben sich die EU-Gesundheitsministerinnen und Gesundheitsminister in einer informellen Tagung am 16. Juli 2020 auf Schwerpunkte verständigt, darunter auch die Rückverlagerung der Arzneimittelproduktion. So sollen finanzielle Anreize für Erhalt und Rückverlagerung der Wirkstoffproduktion für kritische Arzneimittel nach Europa gemeinsam geprüft sowie ein EU-weiter Datenaustausch über Herstellungsstätten ermöglicht werden. Die EU-Kommission wurde aufgefordert, in enger Abstimmung mit den Mitgliedstaaten, bis Oktober 2020 die von ihr angekündigte EU-Arzneimittelstrategie vorzulegen. (jei)

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