stationäre Versorgung

Qualitätsverträge in der Praxis (Teil 1)

April 2023

Qualitätsverträge zwischen Krankenkassen und Krankenhäusern sollen Anreize für eine qualitativ bessere stationäre Versorgung bieten. Sie können seit Juli 2019 in vier vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) festgelegten Themenbereichen erprobt werden. Wir stellen Beispiele für solche Verträge vor.

Qualitätsverträge können beispielsweise in der endoprothetischen Gelenkversorgung, in der Schmerztherapie oder bei der Versorgung von Menschen mit geistiger Behinderung oder schweren Mehrfachbehinderungen abgeschlossen werden. Seit Inkrafttreteten des Gesetzes zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung 2019 hat das zuständige Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) 56 solcher Verträge registriert. Erste Zwischenergebnisse zur Evaluation werden dem G-BA Mitte 2026 vorgelegt. In dieser Serie stellen wir drei Beispiele für Qualitätsverträge vor.

Ein älterer Patient spricht mit einem Arzt und einer Pflegerin im Krankenhaus

Beispiel: 1: Fast-Track-Verfahren bei Endoprothesen-Operationen (Siemens-Betriebskrankenkasse)

Die Implantation einer Endoprothese am Hüftgelenk und am Kniegelenk zählten im Jahr 2021 zu den häufigsten operativen Eingriffen in Krankenhäusern. Anlass für die Implantation sind weit überwiegend degenerative Erkrankungen in Form einer symptomatischen Gelenkarthrose.

Der Qualitätsvertrag der Siemens-Betriebskrankenkasse verfolgt das übergeordnete Ziel, zu einer erfolgreichen Umsetzung des sogenannten Fast-Track-Operationsverfahren beizutragen. Dieses soll bei Implantation einer Endoprothese am Hüftgelenk sowie am Kniegelenk zur Anwendung kommen – beide Operationen gehören zu den 20 häufigsten operativen Eingriffen in Krankenhäusern.

Fast-Track ermöglicht höhere Qualität

Das Fast-Track-Verfahren findet seit seiner Einführung vor über 20 Jahren immer weitere Verbreitung. Es handelt sich um eine spezielle minimal-invasive, muskelschonende Technik, die mit einem kürzeren Krankenhausaufenthalt mit ein bis vier Belegungstagen einhergeht. Bei diesem Operationsverfahren bestehen geringere Risiken für spezifische Komplikationen im Bereich von Thrombosen und Lungenembolie als bei invasiveren Operationsverfahren. Ebenfalls ist mit einer geringeren Schmerzintensität und einer schnelleren Verbesserung der Mobilität zu rechnen. Mit dem Qualitätsvertrag erhalten Krankenhäuser erstmals einen finanziellen Anreiz, das Fast-Track-Operationsverfahren erfolgreich umzusetzen. Mit einem zusätzlichen Qualitätsanreiz soll auch ein besonders kurzer Krankenhausaufenthalt von ein bis zwei Tagen (Ultra Fast Track) gefördert werden.

Geringe Teilnehmerzahl, aber Verlängerung geplant

Neben dem Asklepios Klinikum Bad Abbach ist seit Anfang des Jahres 2023 auch das Evangelische Waldkrankenhaus Spandau als Vertragspartner hinzugekommen. Zudem gibt es mehrere Krankenhäuser, die Interesse an einer Teilnahme bekundet haben. Auch zahlreiche Krankenkassen sind dem Vertrag bereits beigetreten.

Bisher konnten 30 Versicherte der Siemens-Betriebskrankenkasse in den Vertrag eingeschlossen werden. Der Patienteneinschluss war in den vergangenen Jahren unter anderem pandemiebedingt nur eingeschränkt möglich, da zahlreiche nicht dringliche endoprothetische Operationen verschoben worden sind. Aufgrund erster Erfolge ist eine Verlängerung der bisherigen Laufzeit des Qualitätsvertrages geplant. (jma)

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